Es kam ihr vor, als erschienen zwei Weltteile in Frauengestalt, Asien und der gegenüberliegende, und stritten um ihren Besitz. Die eine der Frauen hatte die Gestalt einer Fremden; die andere – und dies war Asien – glich an Aussehen und Gebärde einer Einheimischen.“ >>Gustav Schwab: Raub der Europa, Sagen des klassischen Altertums, Kapitel 6<<
Unter dem Titel „Eurasia“ waren in der Ausstellung Gemälde der Malerinnen zu sehen, die eigens für diese dialogische Schau erstanden sind.
Im Kontext des antiken Mythos zum „Raub von Europa“ kann die Ausstellung als eine Metapher von zwei künstlerischen Positionen gesehen werden, welche von zwei Kulturkreisen geprägt, auf unterschiedliche Art und Weise eine wesentliche Neuausrichtung der mythologischen Erzählung unternehmen.
Im Bewusstsein der langen „Tradition“ der Instrumentalisierung mythologischer Narrative und traditioneller Darstellungsformen für die Legitimation der Machtansprüche, nicht zuletzt an das weibliche Geschlecht, verleihen Brigitte Stenzel und Jiyun Cheon ihren Bildprotagonistinnen Selbstermächtigung und Selbsterkenntnis.
Die weiblichen Figuren in den Gemälden der Künstlerinnen scheinen kaum greifbar. Ihre erhabene Entrücktheit entzieht sich jeglicher Objektivierung und projiziert diese auf die metaphorischen Requisiten in den kleinformatigen Gemälden der Ausstellung, welche als Ausdehnung der großen Kompositionen gedeutet werden können.
Kuriert von Tinatin Ghughunishvili-Brück (Kunsthistorikerin / Kuratorin)
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